Warum ich den Ruhrpott so mag

Am Freitag schien die Sonne und ich dachte, es wäre ein guter Tag, um zur Halde Handel zu radeln, die ich dieses Jahr noch gar nicht besucht hatte. Gesagt, getan. Ich radelte zum S-Bahnhof Dahlhausen,. von dort gibt es mit der S3 eine Direktverbindung nach Oberhausen. Den Weg vom HBF Oberhausen Richtung Gasometer kenne Ichs schon. Von dort geht es über die ehemalige Zeche Osterfeld, den inzwischen etwas heruntergekommenen OLGA-Park auf eine Trasse, die zur Halde Handel führt.

Direkt am Anfang der Trasse wurde ich wegen einer Brücke, an der gebaut wurde, umgeleitet und kam zufällig an einer Gedenkplatte vorbei. Ich hielt an, um den Text zu lesen und ein Foto zu machen. Denn an dieser Stelle hat es zwischen 1942 und 1945 ein Zwangsarbeiterlager der Gutehoffnungshütte (GHH) gegeben.

Und während ich dort stand, hielt ein älterer Mann – ebenfalls auf dem Rad – neben mir an und fragte mich, ob ich mich für Geschichte interessieren würde? Ich bejahte und er erzählte mir, dass eine Schulklasse die Geschichte dieses Lagers recherchiert hat. Anschließend fragte er mich, ob ich eine Broschüre zur Geschichte dieses Lagers haben möchte und so fuhr ich mit dem Fahrrad hinter ihm her, zu seiner Garage, in der er ziemlich viel Zeugs aufbewahrte. Nach etwas Sucherei fand er das Heft und schenkte mir gleich zwei Exemplare.

Zuhause las ich, dass die Schülerinnen und Schüler Augenzeugen interviewt und eine Studienreise nach Thüringen gemacht haben, um die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora zu besichtigen. Sie besuchten das Stadtarchiv in Oberhausen und machten sich auf die Spurensuche nach biografischen Angaben zu den Häftlingen in „ihrem“ Lager.


Gedenkplatte mit Blumenschmuck – immer frisch!

Ich bin immer wieder beeindruckt, welche Erinnerungs-Arbeit hier im Ruhrgebiet in den Schulen geleistet wird, nachdem ich selbst 2019 als Privatperson eine Patenschaft für Stolpersteine hier in Bochum übernommen hatte und dabei die vielen Patenschaften von Schulklassen mitbekam.

Und was ich wirklich toll finde, wie freundlich mir die Menschen im Ruhrgebiet begegnen, wenn ich mich für die Geschichte dieser Gegend interessiere. Außerdem freue ich mich darüber, dass die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus hier so viel Raum bekommt und Parolen wie #niewiederfaschismus oder #nonazis keine leeren Lippenbekenntnisse sind.

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